14. April - 07. Mai 2024

KwaZulu-Natal

Roadtrip zu den imposanten Drakensbergen und den iSimangaliso Wetlands

Part 1 - Zentrale & Südliche Drakensberge

Inhalt

Tag 9, 22. April, Champagne Valley
The Grotto & Inkunzi Cave

Nach drei tollen Tagen im Royal National Nature Reserve geht es heute weiter in Richtung der zentralen Drakensberge. Vorher geht es noch einmal zu Chris bei All Out Adventures. Zum einen, da hier noch mein MTB samt Trailer steht, zum anderen um auf einem weiteren Trail ein wenig Nervenkitzel zu erleben. Ein Trail, dem ich mehr Aufmerksamkeit schenken möchte, ist der Grotto Trail.

Es ist ein anspruchsvoller, aber lohnender 22 km langer Rundweg, auf dem ich rund 450 Höhenmeter klettere. Aber so wie Chris ihn angelegt hat, habe ich nie das Gefühl, dass ich mich bei einem Aufstieg abmühe, na ja, jedenfalls nicht lange …

Der Trail besteht zu etwa 80 % aus Singletrails und beginnt mit einer Abfahrt über den Gypsy Bend Trail, gefolgt von einem längeren Abschnitt in einem Flussbecken, dass sich manchmal anfühlt, als würde ich durch einen Akazientunnel fahren. Dann beginnt ein steiler Anstieg hinauf zu ein paar kleinen Dämmen.

Steigungen und Senken, enge Kurven und schnelle Biegungen, Brücken und Grate und feste Felsoberflächen – alles für mich allein und alles begleitet von Kühen und der mir bereits bekannten Eastern Natal Green Snake.

Hier wird mir die unglaubliche Berghaftigkeit dieses Trails voll bewusst – ein wunderbares Gefühl. Nach einem kurzen Anstieg geht es über Serpentinen auf die Abfahrt des Trilby Trail zurück zum Ausgangspunkt.

Der Grotto Trail ist ein Spielplatz für Mountainbiker und man muss mit einigen Überraschungen rechnen – diese Trails sind angelegt, nicht gepflegt, das ist ein Unterschied. 

Nach einem kleinen Plausch und einem Cappuccino verabschieden wir uns und ich fahre zu meinem nächsten Ziel ins Champagne Valley, eine weitere beliebte und landschaftlich reizvolle Region in der Region Central Drakensberg.

Champagne Valley

Das Champagne Valley ist bekannt für seine atemberaubenden Bergpanoramen, üppigen Täler und malerische Landschaft und wie die gesamten Drakensberge ideal zum Wandern, Vogelbeobachtung, Reiten und Besuch lokaler Sehenswürdigkeiten wie den Drakensberg Boys Choir School, das Falcon Ridge Bird of Prey Centre und verschiedene Kunsthandwerksläden und Märkte. Diese Region ist auch reich an Zulu-Erbe und bietet Möglichkeiten, etwas über traditionelle Zulu-Bräuche, Handwerk und Lebensweisen zu lernen.

Über dem Tal thront Champagne Castle, ein 3.248 m hoher Berg, der an den Hauptsteilhang angrenzt, während Giant’s Castle, ein geschützter Bereich innerhalb des Weltkulturerbes, mehrere Kletterrouten bietet. Die Gegend kann auch im Rahmen malerischer Fahrten erkundet werden. 

Am Nachmittag erreiche ich die Inkunzi Cave & Huts, ein Tipp, den mir Mercia vom Honeysuckle gegeben hat. Glücklicherweise waren genau diese zwei Übernachtungen frei, ansonsten sind sie relativ gut ausgebucht.

Es begrüßt mich Steve, lokalen Künstler und Eigentümer, in den 70ern und er zeigt mir sogleich mit vollem Stolz sein beindruckendes Bauwerk:

Die Inkunzi Cave wurde vom ihm als Hommage an die Ureinwohner Südafrikas, die San, erbaut. Sie ist innen und außen mit Steinen verkleidet und verfügt über ein komplettes Badezimmer mit luxuriöser Steinbadewanne und separater Steindusche. Die Inkunzi-Höhle hat ein San-Thema, Felszeichnungen, Schnitzereien und echte San-Artefakte schmücken die Wände. Die Höhle öffnet sich zu einem großen Felsenpool mit einem kleinen Wasserfall. Von hier aus hat man einen fantastischen Blick in das Champagne Castle und den Cathkin Peak. Über ein paar Jahre hat er diese Höhle aus Beton und Steinen nachgebaut. Seine Liebe zur Kunst und Architektur hat er in jedes Detail der Hütten und der gesamten Anlage eingebracht. Es ist wirklich faszinierend. 

Tag 10, 23. April, Champagne Valley
Monk’s Cowl
Leider gibt es heute keinen Sonnenaufgang, aber auch die Wolken geben diesem Ort etwas Magisches. Der Plan für heute ist eine Wanderung im Monk’s Cowl Nature Reserve, nur wenige Kilometer von hier entfernt.

Monk’s Cowl

Das Monk’s Cowl-Naturreservat mit seinen atemberaubenden Ausblicken auf ausgedehnte Graslandschaften im Unterlauf, auf prächtige hoch aufragende Klippen und Hunderte von Metern hohe Wasserfälle macht diesen Bereich des Maloti-Drakensberg-Parks zu einem sehenswerten Ort.

Es hat seinen Namen von dem Gipfel, der zwischen den hoch aufragenden Champagne Castle- und Cathkin-Bergen liegt, ist Teil des 260.000 ha großen Maloti-Drakensberg-Nationalpark-Weltkulturerbes und der Zugangspunkt zum Mlambonja- und Mdedelo-Wilderness-Gebiet.

Der 3.229 Meter hohe Monk’s Cowl sieht ein wenig aus wie das Matterhorn. Er wird allerdings, vom Tal aus gesehen, vom 3.149 Meter hohen Cathkin Peak und vom 2.973 Meter hohen Sterkhorn verdeckt. Der Cathkin Peak ist ebenfalls sehr markant und klotzig, er wird von den Zulu Mdedelelo genannt was übersetzt so viel wie: „Gib ihm Raum“ heißt. 

Gestern Abend hatte ich noch den Plan, die längere Wanderung zum Sterkhorn anzugehen. Die heutige Sicht, der leichte Regen und die bedeckten Gipfel haben dem leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich entscheide mich für einen kürzeren Hike zu den Chrystal Falls & Sphinx zu unternehmen.

Dieser Loop mit Start am Monks Cowl Office, führt mich zunächst längs dem Breakfast Stream zu den Crystal Falls, einem kleinen aber sehr schönen Wasserfall. Weiter geht es an The Sphinx vorbei, einer Felsformation, wo ich mich bis heute frage, was diese mit einer Sphinx zu tun hat. Ich erreiche das Plateau und den Blindman’s Corner.

Von hier aus hat man eigentlich einen wunderbaren Blick auf die umliegenden Berge, leider ist es komplett nebelig, so dass ich froh bin, überhaupt den Pfad zu finden. Der Abstieg erfolgt über den Keartlands Pass, der im Zickzack vom Plateau hinunterführt und die Schleife vervollständigt. Trotz des schlechten Wetters ist die Aussicht in diesem unteren Bereich gigantisch und macht auch diesen Hike zu etwas Besonderem. 

Der kühle Tag hat auch etwas Gutes: Ich genieße am Abend ein langes Schaumbad in der Steinwanne und lasse den Abend gemütlich ausklingen.

Tag 11, 24. April, Southern Drakensberg
Pot Holes & Horses

Ein weiterer Reisetag mit einer längeren Fahrt. Es geht in die südlichen KwaZulu-Natal-Drakensberge, touristisch weniger erschlossen, aber ein nicht weniger schönes Naturschutzgebiet mit selten gewordenen Tieren. Hier befindet sich auch der Sani-Pass, mit 2.874 Meter Höhe der höchste Gebirgspass Südafrikas und zugleich die einzige offizielle Straßenverbindung von KwaZulu-Natal nach Lesotho, die allerdings ab dem südafrikanischen Grenzposten nur für Allradfahrzeuge befahrbar ist.

Mein erster Zwischenstopp sind die Howick Falls, einem berühmten, mir bis dahin unbekannten Wasserfall in der Stadt Howick, etwa 100 Kilometer nordwestlich von Durban und in der Nähe von Pietermaritzburg. Eine Aussichtsplattform bietet einen hervorragenden Panoramablick auf den Wasserfall, der etwa 95 Meter vom Umgeni-Fluss in das darunterliegende Becken fällt. Sie sind lokal als „KwaNogqaza“ bekannt, was „Ort des Großen“ bedeutet. Die einheimischen Zulu glauben, dass der Teich am Fuße der Wasserfälle von einer riesigen schlangenartigen Kreatur bewohnt wird. 

Von hier fahre ich wieder westwärts in die Drakensberge hinein. Apropos fahren: Dieser Abschnitt ist ein gutes Beispiel für ein weniger bekanntes, aber äußerst präsentes Merkmal in Südafrika: die zahlreichen Schlaglöcher, die die Straßen durchziehen.

Pot Holes

Diese Schlaglöcher, hier „pot holes“ genannt, sind das Ergebnis jahrelanger Vernachlässigung und unzureichender Straßenwartung. Sie variieren in Größe und Tiefe, von kleinen Unebenheiten bis hin zu regelrechten Kratern, die ganze Reifen verschlingen können. Besonders nach heftigen Regenfällen verwandeln sich viele Straßen in regelrechte Hindernisparcours. Autofahrer müssen ständig wachsam sein und Slalom fahren, um ihre Fahrzeuge vor Schäden zu bewahren.

Doch trotz des Ärgers, den sie verursachen, haben die Schlaglöcher auch eine gewisse kulturelle Bedeutung erlangt. Sie sind zu einem Gesprächsthema geworden, das Menschen verbindet. Auf Social Media gibt es zahlreiche Gruppen und Seiten, die die schlimmsten Schlaglöcher der Stadt dokumentieren und humorvolle Beiträge dazu posten. Einige besonders große und berüchtigte Schlaglöcher haben sogar eigene Namen und werden fast schon wie Sehenswürdigkeiten behandelt.

Die Regierung und lokale Behörden sind sich des Problems durchaus bewusst. Immer wieder gibt es Initiativen und Kampagnen zur Straßeninstandhaltung, doch die Mittel sind oft begrenzt und die Herausforderungen groß. In einigen Gemeinden haben sich die Bürger zusammengeschlossen und nehmen die Reparaturen selbst in die Hand, um ihre Nachbarschaften sicherer zu machen.

Während die Schlaglöcher also eine tägliche Herausforderung darstellen, zeigen sie auch die Resilienz und den Gemeinschaftsgeist der Südafrikaner. Mit Humor und Einfallsreichtum meistern sie die Unebenheiten des Lebens – sowohl auf der Straße als auch abseits davon. 

Kurz vor meinem Ziel, der Khotso Lodge & Horse Trails, entdecke ich ein kleines Café am Fluss, das Balam. Nach der abenteuerlichen Fahrt genehmige ich mir hier erstmal einen Kaffee und erfahre, dass diese kleine Oase zur Khotso Lodge gehört. Ein gelungener Beginn.

Bei meiner Ankunft werde ich von einer herzlichen Atmosphäre und dem freundlichen Lächeln von Alan begrüßt, dem Sohn von Steve, dem Besitzer der Khotso Lodge & Horse Trails. Umgeben von saftig grünen Weiden und Bergen, strahlt sie eine friedliche Ruhe aus, die sofort alle Alltagssorgen vergessen lässt. Alan führt mich sogleich herum, zeigt mir meinen Stellplatz und fragt, was ich denn noch für Pläne am Nachmittag habe.

Eigentlich möchte ich noch ein wenig die Beine mit meinem MTB lockern und inmitten dieses Gedankens bietet er mir einen anderen Ride an: einen Sunset Horse Ride. Dass ich seit ca. 35 Jahren nicht mehr auf einem Pferd gesessen bin interessiert ihn nur peripher und so sitze ich 15 Minuten später hoch zu Ross, zusammen mit einer kleinen Gruppe Läufern, die hier auf der Farm ebenfalls für den Ultra Trail Drakensberg Unterschlupf finden.

Was ich die nächsten fast drei Stunden erlebe, ist eigentlich an Romantik und Magie nicht zu überbieten und ich werde mal versuchen, es so zu beschreiben:

Die Berge stehen in ihrer beeindruckenden Pracht, während die Abendsonne langsam den Himmel in warmen Gold- und Orangetönen färbt. Ich streichele nochmal mein Pferd, dessen Name ich leider vergessen habe, sanft über den Hals mit der Bitte, mich sanft zu behandeln. Es schnaubt leise, als möchte es mir sagen „ich weiß genau, dass du keine Ahnung von Pferden hast und ich machen kann, was ich will.“ Als wir beginnen, den Pfad hinaufzureiten, gibt es mir das auch deutlich zu erkennen.

Die frische Luft ist erfüllt vom Duft der wilden Blumen und dem fernen Klang von Vögeln, die in den Bäumen zwitschern. Der Weg schlängelt sich auf einen Hügel und bietet atemberaubende Ausblicke auf die Berge. Ich bin völlig begeistert.

Als wir einen kleinen Hügel erreichen, machen wir Halt, steigen ab und genießen einen magischen Anblick: Die Sonne beginnt, ihren letzten Tanz über dem Horizont zu vollführen. Goldene Strahlen durchdringen die Wolken und tauchen die Landschaft in ein mystisches Licht. Die Schatten der Berge werden länger und malen ein Bild, das wie aus einem Traum scheint.

Nach diesem Eindruck reiten wir weiter in dieser wundervollen Kulisse, während die Sonne langsam hinter den Bergen verschwindet und den Himmel in einem letzten, intensiven Flammenmeer erstrahlen lässt. Als die Dunkelheit sich über die Drakensberge legt, steigt hinter den Bergen der Vollmond auf und leitet uns sicher zurück zur Farm.

Malerisch und unvergesslich, was für ein wunderbarer Tag.

Tag 12, 25. April, Southern Drakensberg
Sani Pass

Heute steht die Fahrt nach Lesotho über den berühmten Sani Pass an, ein 2.873 Meter über dem Meeresspiegel liegender Gebirgspass in den Drakensbergen der Lesotho und Südafrika verbindet.

Sani Pass

Der Sani Pass hielt viele Jahre lang den absoluten Rekord für den höchsten Pass Südafrikas, doch erst im Oktober 2016 wurde ein neuer Pass für die Öffentlichkeit geöffnet, der den Höhenrekord von Sani endlich um 125 m übertraf. Dies ist der Ben-MacDhui-Pass, der nur für 4×4-Fahrzeuge geeignet ist und dessen Gipfel eine atemberaubende Höhe von 3.001 m erreicht.

Interessant beim Sani Pass ist, dass sich der südafrikanische Grenzposten nicht an der eigentlichen Grenze auf Passhöhe befindet, sondern am Fuß der acht Kilometer langen Gravelroad. Dennoch befindet sich der gesamte Sani Pass auf südafrikanischem Boden.

Laut einem Gesetz aus dem Jahr 1987 darf der Sani Pass nur mit Fahrzeugen mit Allradantrieb befahren werden darf. Leider ist bereits in Planung, dass dieser Teil auch geteert werden soll. Somit werden sich die Herausforderung und der Reiz des Sani Pass von einer anspruchsvollen 4×4-Route zu einer entspannten Nachmittagsfahrt in einem Fließheck verwandeln.

Von der Border Post aus windet sich der Sani Pass in zahlreichen Serpentinen den schroffen Abhang der Drakensberge hinauf bis zum Grenzposten in Lesotho. Die Straße ist mit 1.330 überwundenen Höhenmetern auf 8 Kilometer die drittsteilste Passstraße der Welt. Der Sani Pass beginnt an seinem östlichen Ende auf einer Höhe von 1.544 Meter über dem Meeresspiegel am Grenzposten Südafrikas und führt 1.332 Höhenmeter hinauf zum Grenzposten von Lesotho auf 2.876 Höhenmeter. Zur Belohnung nach einer aufregenden Fahrt befindet sich auf der Passhöhe der höchstgelegene Pub Afrikas. 

Aber beginnen wir von vorne:

Am Morgen noch trüb und regnerisch wird das Wetter stündlich besser. Noch kurz gecheckt, ob ich meinen Reisepass eingepackt habe (dieser wird immer gerne vergessen, wenn man den Sani Pass befahren möchte, schließlich überquert man die Grenze nach Lesotho). Als ich losfahre ist dann auch die Sonne auf meiner Seite.

Es beginnt kurz nach Himeville ganz entspannt auf einer wirklich gut geteerten Straße über 25 km, um am Fuße des eigentlichen Passes anzukommen. Nicht wirklich steil, aber stetig bergauf.

Ich erreiche die Border Post Südafrika, den südafrikanischen Grenzpunkt. Es gibt hier nicht wirklich eine Schranke, nur ein kleines Häuschen: Die Passkontrolle. Ich parke mein Auto, werde von einem Polizisten herzlich begrüßt, gehe zum Schalter und hole mir meinen Ausgangsstempel mit dem ich offiziell Südafrika verlasse … und die geteerte Straße. 

Diese verwandelt sich umgehend in eine sogenannte Gravelroad und lässt auch gleich erkennen, warum diese nur mit 4×4 Fahrzeugen befahren werden sollte. Es geht ständig bergauf und die Steigung nimmt stetig zu. Konzentration ist gefragt, dennoch bleibt genügend Zeit, die atemberaubende Aussicht zu genießen.

Es ist sehr ruhig heute auf dem Pass, doch plötzlich kommt mir ein Minibustaxi entgegen, einer dieser berühmten Toyota Ses’fikile, die hier in Südafrika zu tausenden unterwegs sind und für bis zu 20 Personen (oder auch mehr) Platz bieten. Interessant, denke ich mir, wie dieser elegant und schnell die Straße befährt. Später erfahre ich, dass es sich bei diesen Minibustaxis, die auf der Strecke verkehren, ausschließlich um spezielle Modelle mit Allradantrieb handelt. Und wieder was gelernt.

Es erwarten mich die berühmten letzten 11 Serpentinen unterhalb des Gipfels und sie versprechen, was man über sie liest und hört. Die 180-Grad Kehren werden immer enger, bestimmte Abschnitte werden steiler (bis zu 25%), die Blicke dafür immer berauschender. Doch mein Hilux lässt sich nicht beirren. Ich denke mir, er ist endlich da, wo er hingehört und erfreut sich seiner Fahrt. 

Oben angekommen erreiche ich die Lesotho Border Control. Ähnlich wie bei Kontrolle in Südafrika gibt es hier auch nur ein kleines Häuschen neben der Straße. Ich parke erneut mein Auto und begegne fröhlichen und lustigen Grenzbeamten: Der eine gibt mir locker meinen Einreisestempel, jedoch nicht ohne mich um 100 Rand für mein Visum zu erleichtern. 

Als ich dann wieder zum Auto zurückgehen möchte, weißt dieser mich noch darauf hin, doch bitte noch in das Büro nebenan zu gehen, wo ein weiterer Beamter wartet, um mir mit einem Lächeln weitere 90 Rand für die Maut abzunehmen. Erst dann darf ich nach Lesotho einreisen.

Lesotho

Lesotho, ein kleines Königreich im südlichen Afrika, ist ein faszinierendes Land mit einer reichen Kultur und einzigartigen geografischen Merkmalen. Es ist ein kleines Land mit großem Charakter und vielen einzigartigen Merkmalen. Von seiner atemberaubenden Landschaft bis hin zu seiner reichen Kultur bietet Lesotho viele interessante und charmante Aspekte, die es zu entdecken gilt:

Lesotho erlangte 1966 die Unabhängigkeit von Großbritannien und ist seitdem ein souveränes Königreich. Es hat eine konstitutionelle Monarchie mit einem König als Staatsoberhaupt.

Lesotho hat eine reiche kulturelle Tradition, die in seinen Liedern, Tänzen und Festen zum Ausdruck kommt. Die Sesotho-Sprache und die traditionellen Rituale sind ein integraler Bestandteil des täglichen Lebens.

Lesotho wird oft als „Wasserschloss“ des südlichen Afrikas bezeichnet, da es zahlreiche Flüsse und Wasserfälle beherbergt. Der Lesotho Highlands Water Project ist eines der größten Wasserprojekte in Afrika und versorgt sowohl Lesotho als auch Südafrika mit Wasser.

Lesotho ist bekannt für seinen höchsten Gipfel, den Thabana Ntlenyana, der mit 3.482 Metern der höchste Punkt im südlichen Afrika ist. Bergsteiger und Wanderer aus aller Welt besuchen Lesotho, um diese Herausforderung zu meistern.

Die traditionelle Basotho-Decke, ein Symbol der Kultur und Identität des Landes, wird oft zu besonderen Anlässen getragen. Diese farbenfrohen Decken sind nicht nur dekorativ, sondern auch praktisch und halten die Menschen in den kalten Bergregionen warm.

Lesotho ist das einzige Land der Welt, dessen gesamte Fläche auf über 1.000 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Der tiefste Punkt liegt bei etwa 1.400 Metern.

In Lesotho sind Pferde ein weit verbreitetes Verkehrsmittel, besonders in den ländlichen und bergigen Regionen. Das Land ist bekannt für seine Basotho-Ponys, die hervorragend an die rauen Bedingungen angepasst sind.

Die traditionellen Basotho-Häuser, genannt „Mokhoro“, sind oft mit lebhaften, geometrischen Mustern bemalt, was den Dörfern ein buntes und einzigartiges Aussehen verleiht. 

Ich fahre nach Lesotho hinein bis zum zum höchsten Punkt nach Kelapeng, Sani Pass, Mokhotlong auf 3.240 m. Die Straßen sind hier alle geteert und in einem sehr guten Zustand. Dieses ist den Chinesen zu verdanken, die sich diesen Staat ein wenig zu eigen gemacht haben …

Ich fahre wieder zurück, vorbei an traditionellen Hütten und nur kurz unterbrochen durch ein paar Schafherden, die hier auf den Feldern heimisch sind.

Dort angekommen kehrte ich nicht nur zurück zur Grenze, sondern auch ein in den höchsten Pub Afrikas. Der Pub und seine Terrasse sind direkt am Ende des Passes gelegen und bieten einen spektakulären Blick auf den Sani Pass.

Ich nutze die Gelegenheit zu einem Lunch und bestelle ein traditionelles Lesotho-Hühnchen-Curry (das immer mit Knochen zubereitet wird) zusammen mit dem lokalen Bier Maluti. Ein echter Gaumenschmaus hier auf fast 3.000 Meter Höhe. Es bleibt auch bei dem einen Bier, da mir bewusst ist, dass ich den Sani Pass auch wieder bergab fahren muss, was nicht zu unterschätzen ist. 

Somit geht es nach einem entspannten Nachmittag zurück an die Grenze (also kurz um die Ecke) um aus Lesotho „auszuchecken“. Leider bemerke ich, dass der Grenzposten nicht besetzt ist. Glücklicherweise stellt sich schnell heraus, dass alle Grenzbeamte bereits vor Feierabend mit ein paar Getränken hinter ihrem Grenzposten sitzen … ok, es war schon halb drei. Man bemerkt aber recht schnell, dass wieder so ein Tourist ausreisen möchte und sehr geschwind kommt eine Beamtin hervor, gibt mir unverzüglich und freundlich den Stempel, um anschließend wieder zurück zu ihren Kollegen und den Getränken zu verschwinden.

Die ersten Haarnadelkurven sind wieder unglaublich dramatisch. Die schiere Größe der Landschaft wird deutlicher, während die ersten Kurven wie eine träge Schlange in der Schlucht verschwinden. Eine atemberaubende Aussicht. Auf der Hälfte dieser Serpentinen treffe ich auf einen Basotho, einem Einwohner aus Lesotho, der mit Holz auf dem Rücken den Sani Pass empor läuft. Er lächelt und ich frage ihn, ob ich ein Bild von ihm machen darf was er mit einem Nicken befürwortet. Eindrucksvoll welche Gelassenheit und Ruhe diese Menschen ausstrahlen, und das mit Holz im Gepäck auf einer der steilsten Passstraßen der Welt.

Normalerweise nutzen Einwohner von Lesotho immer noch in großem Umfang Pferde, Maultiere und Esel als Haupttransportmittel, um Grundnahrungsmittel und Proviant über den Pass zu schleppen, nachdem sie in Südafrika gekauft wurden.

Während die Straße an Höhe verliert öffnet sich das wunderschöne Khomazana-Flusstal und die Aussicht wird weitläufiger. Mein Weg nach unten wirkt schneller und einfacher, was aber auch am Lesotho-Bier liegen kann.

Wieder unten an der südafrikanischen Grenze angekommen bekomme ich meinen nächsten Stempel und darf offiziell wieder nach Südafrika zurückkehren. 

Auf der Rückfahrt nach Khotso fahre ich noch zur Glencairn Farm, dem Veranstaltungsort für den Ultra Trail Drakensberg, bei dem ich am Samstag starten werde. Hier erledige ich noch schnell meine Registrierung bevor es zurück zur Farm geht.

Wie schon am Abend zuvor sitze ich hier abends noch zusammen mit den Gastgebern und ein paar anderen Läufern zum Abendessen.

Ein weiterer wunderschöner und spannender Tag geht zu Ende und ich bin voller Erwartungen für den nächsten Tag. 

Video

Tag 13, 26. April, Southern Drakensberg
Leisure Day

Nach den aufregenden letzten Tagen beschließe ich, heute einen ruhigen Tag einzulegen, um die ganzen Erlebnisse zu verarbeiten und mich auf den Trailrun morgen vorzubereiten. Und wo könnte man es besser, als im Balam Cafè am Fluss mit einem guten Kaffee und frischer Luft.

Ich schreibe an meinen Reiseerlebnissen weiter, sortiere und bearbeite Bilder und genieße die Ruhe, denn ich bin die meiste Zeit alleine hier, abgesehen von Mito, der mich zwischendurch unterhält und mich immer mit frischen Getränken versorgt.

Eine gute Gelegenheit, die Khotso Lodge & Horse Trails näher zu beschreiben. In der Sprache Sesotho, die in Lesotho gesprochen wird, bedeutet Khotso übrigens „Frieden“.

Khotso Lodge & Horse Trails

Khotso ist ein ideales und sehr charmantes Basislager in den südlichen Drakensbergen, egal ob zum Wandern, Reiten, MTB oder um einfach am Lagerfeuer mit einem kalten Bier unter den Sternen neben dem Grill zu entspannen. Mit Blick auf die zerklüfteten Gipfel der südlichen Drakensberge und auf das darunterliegende Underberg-Tal bietet die Farm Aktivität und Entspannung in gleichem Maße, alles umgeben von einer atemberaubenden Landschaft.

Deren Unterkünfte spiegeln diese Umgebung wider: Ob die 3 ikonischen Rondavels zur Selbstverpflegung, die rustikale Backpacker-Lodge mit verschiedenen Zimmertypen, die prächtige handgebaute Blockhütte für Gruppen oder eben der unberührte Campingplatz inmitten der freien Natur, alle sind einzigartig und umgeben von zerklüfteten Bergen und sanften Vorgebirgen.

Gegründet und geleitet wird die Farm vom wilden Abenteurer Steve Black, einem echten Naturburschen und ehemaligen Ultra-Läufer, der mit seinen 70 Jahren aber immer noch die Trails der Umgebung unsicher macht. Und so ist es keine Überraschung, dass Khotso seine verrückte und einladende Einstellung beibehält. 

Am Nachmittag genieße ich die untergehende Sonne von meinem Stellplatz aus bevor ich in die Lodge zum Abendessen gehe. Wir treffen uns hier jeden Abend in einem gemütlichen Zimmer mit Kamin und einem großen Tisch. Es herrscht ein fröhliches Durcheinander. Hier ein Ultraläufer aus Südafrika, der begeistert von seinem letzten 200-Miler erzählt, dort zwei Kenianerinnen, die extra für den Ultratrail angereist sind. 

Ein niederländisches Pärchen, er ebenfalls Läufer und sie grundsätzlich auch, wäre sie nicht gerade schwanger, lachen so herzlich und erzählen erfrischend über ihre Zukunft. Und zwei weitere Südafrikanische Läufer diskutieren lebhaft über ihre nächsten Reiseziele. Dazu gesellen sich noch Steve und Alan und machen den Abend mit ihren faszinierenden Geschichten noch bunter. Interessant hierbei ist, dass obwohl wir uns auf einer Horse-Farm befinden, wir an diesem Wochenende nur Trailrunner sind.

Wir alle sitzen um einen großen Holztisch, die Sonne ist gerade untergegangen und die Luft ist noch angenehm warm. Der Geruch einer hausgemachten Lasagne und Gewürzen liegt in der Luft und macht uns alle hungrig. Es ist ein herrliches Durcheinander aus Stimmen, Lachen und dem Klirren von Besteck.

Während wir essen, werden Geschichten ausgetauscht. Jeder hat etwas zu erzählen – von verrückten Abenteuern bis hin zu kleinen, alltäglichen Freuden. Es ist eine bunte Mischung aus Kulturen und Erfahrungen, und das macht den Abend so besonders. Es fühlt sich an, als wären wir eine große Familie, auch wenn wir uns erst vor ein paar Tagen kennengelernt haben. Und wäre nicht am nächsten Tag der Lauf, würden wir glaube ich noch lange zusammensitzen, Wein, Bier oder Rooibos-Tee trinken und den Abend am Kamin genießen. In diesem Moment gibt es eigentlich nichts Schöneres als hier zu sein, gemeinsam mit diesen wunderbaren Menschen, an diesem magischen Ort in Südafrika. 

Tag 14, 27. April, Southern Drakensberg
UTD Rock Jumper

Es ist soweit: Mein zweiter Ultra-Trail steht bevor und die Aufregung steigt, aber positiv, denn ich freue mich riesig auf den Lauf.

Der Ultra-Trail Drakensberg (UTD) ist ein herausfordernder Ultramarathon, der jährlich in den majestätischen Drakensbergen von Südafrika stattfindet. Dieses spektakuläre Gebirgsmassiv, bietet uns Läufern eine atemberaubende Kulisse und zugleich eine der härtesten Laufstrecken der Welt.

Der UTD bietet fünf verschiedene Strecken und Distanzen, um Läufer unterschiedlichen Niveaus und Vorlieben anzusprechen. Neben einem 160 und 100 Kilometer Lauf gibt es noch drei kürzere Strecken über 62, 32 und 25 Kilometer.

Als Neuling in der Ultra-Szene habe ich mich für den Drakensberg Rock Jumper (DRJ25) entschieden, den kürzesten Lauf der Ultra-Trail-Drakensberg-Events. Er eignet sich gut für Trailrunner, die erste Erfahrungen mit Ultra-Trails sammeln wollen. Mit 805 Höhenmetern auf 25 km bietet er mir die Möglichkeit, die fließenden Trails der Drakensberge kennenzulernen.

Das Rennen ist ein Punkt-zu-Punkt-Rennen, das am Premier Resort Sani Pass beginnt bevor es auf der Glencairn Farm endet. Von hier aus werden wir mit einem Taxi, dem berühmten Toyota Ses’fikile, zum Premier Resort gebracht, wo der eigentliche Start ist. Es ist das erste Mal, dass ich die Möglichkeit habe, in solch einem Taxi mitzufahren. Alleine das ist schon ein Ereignis.

Pünktlich um 9 Uhr fällt der Startschuss und wir setzen uns in Bewegung. Die ersten Kilometer führen mich auf den Sani Pass bevor der erste steile Anstieg hinauf zu „Salt and Pepper“ führt. Die frische Morgenluft und die spektakuläre Aussicht auf die umliegenden Berge geben mir einen zusätzlichen Energieschub.

Entlang plätschernder Bäche und grüner Wiesen erreiche ich nach etwa 6,5 Kilometern den höchsten Punkt der Strecke. Die Aussicht ist atemberaubend. Vor mir erstrecken sich die endlosen Weiten der Drakensberge, ein Panorama aus grünen Gipfeln und tiefen Tälern. Ich halte kurz inne, um den Moment zu genießen und denke mir „Es ist unglaublich“. Hier zeigt sich, warum die Drakensberge für ihre dramatischen Landschaften bekannt sind, die uns Läufer immer wieder in Erstaunen versetzen.

Es geht weiter über ein extrem abwechslungsreiches Terrain: Ich laufe über alpine Wiesen vorbei an schroffen Felsformationen und einem Wasserfall, durchquere einen Fluss und krabbele durch einen engen Tunnel.

Nach etwa 14 Kilometern kommt ein zweiter steiler Anstieg, der mich hinauf und über Stromness führt. Wie sich herausstellt ist dieser jedoch nicht kleiner und feiner, ich würde ihn eher als kürzer aber fieser als den ersten bezeichnen und wie ich vor und hinter mir erkenne, bin ich nicht der einzige mit dieser Meinung.

Eine weitere tolle Aussicht auf dem kleinen Hochplateau entschädigt alles. Der Abstieg war dann allerdings nicht weniger herausfordernd. Die schmalen Pfade und losen Steine erfordern weiterhin höchste Konzentration. Der Adrenalinschub hilft mir, die leichte Erschöpfung zu überwinden.

Nach der Verpflegungsstation führt ein fließender Trail um den Damm herum auf flachem Terrain zum Sani Valley Gate. Als ich die letzten Kilometer erreiche, spüre ich die Müdigkeit in meinen Beinen. Doch die Begeisterung und der Wille, das Ziel zu erreichen, treiben mich weiter. Verschwitzt, erschöpft, aber überglücklich überquere ich die Ziellinie, schnappe mir meine Finisher-Medaille, zwei eisgekühlte Biere und genieße letztere auf der Wiese in der Nähe des Ziels. Ich denke mir, der Ultra-Trail Drakensberg ist nicht nur ein Lauf, sondern ein Abenteuer, das mich in eine der beeindruckendsten Bergregionen der Welt führt und ich wurde mit unvergesslichen Eindrücken und einem überwältigenden Gefühl der Erfüllung belohnt. Und es ist eine Erinnerung, die ich für immer in meinem Herzen tragen werde.

Später beim wohlverdienten Abendessen in der Khotso Lodge sitzen wir, die bereits gelaufen sind, bei Cottage Pie und Bier entspannt zusammen, sprechen über unsere Höhepunkte des Laufs, verfolgen die, die noch unterwegs sind auf dem Tracker und planen bereits unseren Lauf im nächsten Jahr. Denn für uns alle ist klar: Die Drakensberge haben uns verzaubert und wir werden definitiv zurückkehren.

Tag 15, 28. April, Southern Drakensberg
Sani Spoor

Erstaunlicherweise geht es mir bzw. meinen Beinen richtig gut, denke ich mir als ich in den Tag starte. Mit einem frischen Kaffee und ein wenig Stolz sitze ich in meiner kleinen Wohlfühloase und lasse den gestrigen Tag und den Lauf nochmal Revue passieren. Ein tolles Event und mir ist klar, dass ich nächstes Jahr wiederkommen werde.

Da heute mein letzter Tag in den Drakensbergen ist, schnappe ich mir mein Mountainbike und erkunde die Sani Spoor Trails, um mich auf diese Weise vom „Berg“ zu verabschieden. Der Start ist natürlich wieder am Balam Café am Fluss.

Für die Sani Spoors Trails haben sich eine Gruppe lokaler Landwirte zusammengetan, die sich leidenschaftlich für das Mountainbiken und die wunderschöne Gegend, in der sie leben, begeistern. Sie möchten, dass Einheimische und Radfahrer aus dem ganzen Land erleben, teilen und genießen können, was sie hier in der Underberg-Region haben.

Und so radele ich entlang des Umzimkulu-Flusses und seiner Nebenflüsse vorbei an unberührten Milchfarmen mit den Kühen auf den grünen Weiden und der Kulisse der Ukhahlamba-Berge und des umliegenden Weltkulturerbes. Es ist einfach eine spektakuläre und großartige Kulisse, um mit dem Mountainbike in der frischen Luft unterwegs zu sein.

Das Abendessen findet ein wenig „ausgedünnt“ statt, da die Hälfte der Läufer bereits die Heimreise angetreten hat. Nichts desto trotz ist es wieder ein schöner und unterhaltsamer Abend und ein schöner Abschluss für meinen Aufenthalt hier auf der Khotso Farm.